Initiative für eine gerechte Geburtshilfe in Deutschland - Information, Austausch, Diskussion.
Initiative für eine gerechte Geburtshilfe in Deutschland - Information, Austausch, Diskussion.

... warum habe ich das vorher nicht gewusst?

Wissen ist Macht.

 

Hätte ich vorher gewusst, dass Geburtshilfe nicht immer das Märchen ist,

was die schillernden Veranstaltungen für werdende Eltern versprechen,

wäre ich wahrscheinlich anders vorbereitet gewesen.

 

Dass nur um die 8 Prozent aller Schwangeren eine interventionsfreie Geburt erleben, weiß so gut wie niemand. Dass jede 6. der Gebärenden in Deutschland einen ungeplanten Kaiserschnitt erleben muss, wird nicht transparent diskutiert. Auch wird dies in den Geburtsvorbereitungskursen viel zu wenig thematisiert, wie schon vor Jahren eine Kaiserschnittstudie bewies.

Unzählige Vorsorgeuntersuchungen, Tests, Ultraschall, Pränataldiagnostik versetzen viele Schwangere zunächst in ein Gefühl von Unsicherheit. Angst ist das prägende Gefühl. Medizinische Kontrolle (CTG, Nackenfaltenmessung, Bluttests) beschwichtigen die Beunruhigungen meist nur oberflächlich. Die Geburt wird unterschwellig oder ganz offen als etwas extrem Gefährliches, nicht als etwas Normales, Kraftbringendes, Schaffbares dargestellt. Die (versteckte) Botschaft: Nur im Krankenhaus könne man dieses Risko gut überwachen. Dabei kann auch keine Klinik vor einem gewissen Restrisiko schützen, die oftmals unmenschliche Krankenhausatmosphäre bei bekanntem Personalmangel hingegen weit aus mehr Komplikationen auslösen, als ohne sie vorhanden wären. 

Ein typische Gedanken, der viele begleitet: "Eigentlich bin ich ja gar nicht krank, aber lieber überprüfen wir das noch einmal genauer, ob auch wirklich alles in Ordnung ist... und das Risiko", "Nicht, dass es ein behindertes Kind wird.", "Lieber auf Nummer Sicher."

 

Meine persönliche Haltung vor der Entbindung war geprägt von Vertrauen in den Beruf Hebamme, das Gesundheitswesen in Deutschland

und schließlich von einer optimistischen Zuversicht:

"Das haben ja schon Millionen andere Frauen auch geschafft...".

Die werden mir helfen, mein Kind zur Welt zu bringen!

 

 - Haben sie aber nicht -

 

Der Experte Michael Odent spricht in seinen vielen Werken von guter Geburtshilfe, die eigentlich nur "Zuschauer eines natürlichen Ablaufs" sein sollte. Deutsche Klinikgeburtshilfe geht hier jedoch meist anders vor.

 

  • häufige medizinische Intervention (routinemäßige Eingriffe wie z.B. Braunüle, Katheter)
  • Einleitungen der Geburt 
  • ca. 1/3 Kaiserschnittentbindungen
  • ca. jede sechste Frau (!) erlebt heute einen ungeplanten Kaiserschnitt. Das ist ein Schock. Eine große Bauch-OP wird im Zustand höchster Auslieferung durchgeführt, Raum für Mitentscheidung, Selbstbestimmtheit bleibt leider nur selten. Im Zweifel wird die Frau in Form der "programmierten Entscheidung" einseitig aufgeklärt, sodass sie nahezu jeder Intervention zustimmt.

 

Was kann man tun?

 

Kurzfristig: informieren! Das Wissen um einen möglichen Kaiserschnitt und die damit verbundenen Komplikationen senkt bereits nachweislich die emotionale Belastung bei der Mutter: Das Gefühl, zu wissen, was da eigentlich passiert. Dies gilt wahrscheinlich ebenso bei anderen Interventionen während der Geburt, doch dies muss noch besser mit Daten belegt werden (auch eine begrüßenswerte Forderung des Gesundheitsministers - siehe unten). Für eine verbesserte Rechtslage in der Geburtshilfe (Recht auf 1:1-Betreuung) konnte eine Petition unterzeichnet werden, auch gibt es thematische ähnliche Petitionen, die noch laufen. Auch kann man verschiedene Projekte unterstützen und sich in Vereinen engagieren.

 

Langfristig: Geburtshilfe verbessern, eine wirkliche Gesundheitsreform auf den Weg bringen. Wie die aussehen soll? Das bleibt die Frage, aber solange es für eine Klinik notwendig ist, die Kaiserschnittrate bei etwa 25 % zu halten, damit sie schwarze Zahlen schreibt, ist ein falscher Anreiz gesetzt. Gemeinsam sollten wir auf Lösungssuche gehen. Hebammen müssen in entsprechenden Situationen Gefährdungsanzeigen schreiben, nachdrücklich für besseren Betreuungsschlüssel, mehr Personal eintreten.

 

Auf Vorschlag von Gesundheitsminister Gröhe sollten die Hebammenlandesverbände konkrete Ideen einreichen, dennoch ist diese Problematik zu groß und zu vielschichtig, um sie einer Berufsgruppe allein aufzubürden. Zwar wurde eine interministerielle Arbeitsgruppe eingerichtet, doch um die große Diskrepanz zwischen so 'kann und soll gute Geburtshilfe sein' und 'so müssen sie dennoch viele (Mütter, Babys, Familien, Hebammen, Ärzte) aufgrund des Gesundheitssystemsheute erleben', zu minimieren, bräuchte es viel mehr Unterstützung. Z.B. durch Aufklären und Informieren, um Bewusstsein für eine (un)gerechte Geburtskultur zu schaffen, aber eben auch durch finanzielle Unterstützung seitens der Regierung für solche Projektumsetzungen.

 

 

„Nie haben die Massen nach Wahrheit gedürstet.

Von den Tatsachen, die ihnen mißfallen, wenden sie sich ab und ziehen es vor,

den Irrtum zu vergöttern, wenn er sie zu verführen vermag.

Wer sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr,

wer sie aufzuklären sucht, stets ihr Opfer.“
Gustave Le Bon

 

 

Hier gibt es Hintergrundinformationen zur Versicherungsproblematik: "Elend ohne Ende – Warum wir keine Lösung für die Geburtshilfe finden" (4.5.2015)

Hebammenhilfe rechtzeitig suchen

Landkarte der Unterversorgung mit Hebammenhilfe

Auch in der Vor- und Nachsorge besteht bereits deutlicher Unterversorung. Der Deutsche Hebammenverband lädt dazu ein, jetzt Missstände zu melden. Bei dem Projekt sind zwar Personalmängel unter der Geburt (fehlende Hebammenhilfe) nicht individuell berücksichtigt, aber dennoch bietet die Karte einen guten (traurigen) Überblick der vielen roten Punkte der Unterversorgung mit Hebammenhilfe in Deutschland.

 

Einzige Chance: möglichst früh eine Hebamme finden.

 

 

 

 

 

Stand: 09.11.2023

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