Initiative für eine gerechte Geburtshilfe in Deutschland - Information, Austausch, Diskussion.
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Gerechte Geburt

Möchtest Du eine gerechte, selbstbestimmte Geburtserfahrung?

 

Insbesondere in der Schwangerschaft meinen viele, es wäre angebracht, ungefragt "gute Tipps" zu geben.

Wer hat sie nicht gehört, die Schauergeschichten aus Klinik XY, die Horrorgeburt von der "Schwester der Freundin" oder aber die merkwürdigen detaillosen Geburtsgeschichten "dann gingen die Wehen los und ... ja irgendwann war er dann da", bei denen der "Mittelteil" still ausgespart wird, um den werdenden Müttern "keine Angst" zu machen. Wichtig ist, sich abgrenzen zu können und gleichzeitig für sich selbst wirklich auf die Suche zu gehen: "Was möchte ich für mich und mein Baby?",  um eine Position zu beziehen, ansonsten könnte es sein, dass andere für einen - möglicherweise ungewollt - Position beziehen. Dabei kennt niemand Deinen Körper und Dein Baby so gut, wie Du. Du bist die Expertin für beide. Es gilt also, das richtige Setting (Geburtsort, Geburtshelfer*innen) für Euch und Eure Geburtsreise zu finden.

Denn Geburt ist eine aufregende Reise, auf die man sich gut vorbereiten kann und Entscheidungen selbsbestimmt übernimmt, alles einfach auf sich zukommen lässt oder auch die Leitung (bewusst) weitgehend abgeben kann. Es kommt oft anders als vorgestellt, darum lohnt es sich, zu überlegen: "Was möchte ich auf keinen Fall für mich und mein Baby". Wobei damit nicht schicksalshafte Situationen gemeint sind, sondern beeinflussbare Aspekte. Ebenso sollte man sich fragen, was einem wirklich wichtig ist. Profitiere von Erfahrungen anderer: Was könntest du aktiv anders machen oder planen?  Was war der Schlüssel für eine positve Erfahrung? 

Gleichzeitig ist es ratsam, bestehende Ängste nicht herunterzuschlucken, sondern sie bewusst zu auszusprechen und ggf. zu bearbeiten - sie bahnen sich ansonsten ohnehin ihren Weg. Das Geburtserleben ist nachweislich von hoher Bedeutung für eine gute Bindung, für einen guten Start ins Elternsein - darum hat die WHO dazu auch ein wichtiges Statement verfasst (demnächst hier). Folgende Punke helfen dabei, sich gut vorzubereiten.

 

Merkblatt: "Gut vorbereitet - für eine selbstbestimmte Geburt"

  • Wenn Du Dein Kind zur Welt bringst, solltest Du Dich sicher fühlen. Dies ist der Schlüssel für eine gerechte und selbstbestimmte Geburt, denn nur Du allein kannst entscheiden, was Dich sicher fühlen lässt, wo und wie Du Dich sicher fühlst.
  • Hierfür ist es empfehlenswert eine Beleghebamme und/oder Doula (Geburtsbegleitung) zu treffen - eine individuelle Betreuung, bei einer Person, bei der Du Vertrauen aufbauen kannst und eine 1:1-Betreuung muss man heute zwar leider noch privat bezahlen, aber man kann sich dies auch schenken lassen (rückblickend würde ich auf sämtliche Bodys, Strampler und Spielzeug verzichten, wenn ich stattdessen eine Beleghebamme gehabt hätte)
  • Informiere Dich auch über: "Wenn's nicht glatt läuft..." Eine von sechs aller Geburten starten "normal" und werden per Kaiserschnitt beendet. Informiere Dich daher über die möglichen Konsequenzen nach einer solchen OP und akzeptiere, dass die devensive Geburtshilfemedizin (Angst vor Schadensersatzforderungen bei Geburtshilfeschäden) sehr schnell zu operativer Beendigung einer Geburt führen kann. Im Idealfall sollte dies natürlich nur im äußersten Notfall geschehen - und das ist ein unglaublich guter Sicherheitsaspekt (DANKE!). Allerdings kann man davon ausgehen, dass nicht jede sechste Geburt ein Notfall ist (vgl. Empfehlung der WHO: Kaiserschnittrate von 10%). Leider ist die Gesetzteslage in Deutschland so, dass auch gegen Deinen Willen ein Kaiserschnitt entschieden werden kann (Ergänzung: Es gilt der Notwehrparagraph für das Ungeborene, ist es mutmaßlich gefährdet, darf gegen den Willen entschieden werden).
  • Informiere Dich umgekehrt auch über die Risiken einer vaginalen Geburt. Besprich mit Hebamme und/oder Deinem Frauenarzt/ärztin ob es ein individuelles Risiko für den Beckenbogen gibt (z.B. hohes Alter bei erster Geburt bei großem Kind). Steuere frühzeitig gegen, informiere Dich über Geburtspositionen oder über Optionen über einen selbstbestimmten Kaiserschnitt bei Wehenbeginn (Es gibt die Möglichkeit der Kaisergeburt).
  • Sei stark! DU bist diejenige, die dieses Kind auf die Welt bringen soll, also hast DU alles Recht, zu entscheiden, wie Du liegen, Dich bewegen willst, was Du essen, trinken willst - höre auf Deinen Körper und lasse Dich nicht von der Klinikroutine überrollen. Du musst keinen Einlauf nehmen, Du musst keine CTG-Dauerüberwachung haben und auch keine Braunüle stechen lassen..., wenn Du das nicht möchtest. Im Idealfall hast Du ein großartiges Team von Geburtshelfer*innen, doch die können am besten helfen, wenn Du gut kommunizieren kannst (oder von Deinem Partner mitteilen lässt), was Du und Dein Baby brauchen!
  • Informiere Dich im Detail weiter hier (Linksammlung von Vereinen und Infoseiten zur selbstbestimmten Geburt).

Kommentare

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  • Ines (Dienstag, 03. Dezember 2019 09:08)

    Auf welches Gesetz bezieht sich denn die Aussage, dass ein Kaiserschnitt auch gegen den Willen der Frau durchgeführt werden darf?

  • Mascha (Sonntag, 19. Oktober 2014 20:17)

    Was privat gezahlt werden muss, ist die Bereitschaftspauschale von ca. 400 Euro (es kann sein, dass dieser Betrag sehr variiert) - aber danke für den Hinweis, dass natürlich die 1:1-Betreuung dann
    nicht privat bezahlt wird - auch gibt es von einigen Krankenkassen bereits die Bereitschaft, sich mit bis zu 200 Euro an der Bereitschaftspauschale zu beteiligen. - Leider bekommen viele Frauen keine
    Beleghebammen mehr ab (weiß ich leider aus eigener Erfahrung) - vgl. auch die Landkarte der Versorgunslücken vom Hebammenverband. Werde diesen Abschnitt dann demnächst noch einmal umformulieren, dann
    JAAA zum Glück sind noch Hausgeburt und Geburtshaus-Geburt möglich!

  • Rikarda (Samstag, 18. Oktober 2014 13:46)

    Hausgeburt sowie Geburtshausgeburten sind genauso Krankenkassenleistungen (und kommen den Kassen sogar entgegen, da für sie viel günstiger!! (was jetzt nicht das Argument sein sollte) ) und noch
    (!!!) muss keine Frau eine eins zu eins - Betreuung selber zahlen

  • Rikarda (Samstag, 18. Oktober 2014 13:43)

    noch ist Hausgeburt mögllich!! genauso wie gebären im Geburtshaus - es muss keine Krankenhausgeburt sein !!!

Stand: 11.11.2024

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