Initiative für eine gerechte Geburtshilfe in Deutschland - Information, Austausch, Diskussion.
Initiative für eine gerechte Geburtshilfe in Deutschland - Information, Austausch, Diskussion.

Schritt für Schritt zur gerechten Geburt

 

Als werdende Mutter und als werdender Vater oder begleitende Partner/in gibt es einige Schritte, die Sie unternehmen können, um sich auf eine gerechte Geburt vorzubereiten. So viel vorweg: Sowenig Ihnen bei einer Hochzeit eine gute, gerechte und gewaltfreie Ehe garantiert werden kann, so wenig gilt eine solche Garantie für die Geburt eines Kindes. Aber man kann gute Entscheidungen treffen und Tipps berücksichtigen, um sich bestmöglich vorzubereiten.

 

Hier sind einige Empfehlungen:

  1. Informieren Sie sich umfassend - allgemein und vor Ort: Lernen Sie über den natürlichen Geburtsprozess mit geeigneter Literatur, Filmen, Blogs oder anderen Medien, machen Sie sich mit den Optionen für die aktive Vorbereitung (metale und physische (spinning.babys!) und über Ihre Rechte als Patientin - auch in Bezug auf die gültigen medizinischen Leitlinien) vertraut --> Wissen.
  2. Suche Sie sich sofort nach bestätigter Schwangerschaft eine Wochenbett-/Vorsorgehebamme. Sprechen Sie mit ihr und mit Ihrem Gynäkologen/Ihrer Gynäkologin und ggf anderen Fachleuten (Fachbereiche wie Ostheopathie/Psychotherapie etc.), Personen Ihres Vertrauens, um ein umfassendes Verständnis über Ihre Bedürfnisse zu entwickeln. Hören Sie sich in Ihrer direkten Umgebung um. Welche Hebamme, welcher Kurs, welche Klinik ist empfehlenswert und warum? (vgl. Schritt 1)
  3. Selbstfürsorge: So simpel es klingt, es ist wichtig auf körperliche und emotionale Gesundheit zu achten. Essen Sie ausgewogen, bewegen Sie sich regelmäßig und nehmen Sie sich (trotz möglichen Geschwisterkindern und/oder viel Arbeit) Zeit zum Entspannen. Sie wollen eine gerechte, selbstbestimmte und gute Geburt? Dann seien Sie gerecht zu sich selbst. Tun Sie sich und ggf. Ihrer Partnerschaft, Ihrer Familie etwas Gutes.
  4. Ehrlich zu sich selbst sein: Haben Sie emotionale Baustellen? War das Kind nicht geplant? Psychische Traumata? Was sind Ihre Themen? Wie war Ihre eigene Kindheit? Gibt es Ängste? Es gibt wohl kaum eine Mutter, die keine Ängste/Sorgen hat - zu einem gewissen Grad ist das normal und soar sinnvoll (Schützt Vorsicht doch auch das Baby!), aber manche Ängste bahnen sich Ihren Weg und können ggf. den Geburtsprozess erschweren oder die Mutter-Kind-Bindung negativ beeinflussen. Eine Portion Ehrlichkeit hilft hier, bei Bedarf rechtzeitig psychische Unterstützung zu suchen (z.B. Mütter-Beratungsstellen) und so aktiv mit den Sorgen und Ängsten umzugehen. Die Aufarbeitung einer ungerechten Geburtserfahrung ist ein ganz eingenes Kapitel!
  5. Unterstützung suchen: Suchen Sie aktiv nach Unterstützung von anderen werdenden Müttern, Freunden, Familie oder Geburtsvorbereitungskursen. Der Austausch von Erfahrungen kann so hilfreich sein. Hier gibt es oft gute Geheimtipps aus der direkten Umgebung. Hier gilt nicht Viel hilft Viel, sondern es hilft, was geeignet ist. 
  6. Geburtsvorbereitungskurs belegen: Diese Kurse bieten Informationen über den Geburtsprozess, Atemtechniken, Entspannungsübungen und mehr. Sie können Ihnen helfen, sich auf die Geburt vorzubereiten. Die Anzahl an Online-Angeboten ist explodiert! Schauen Sie sich an, was zu Ihnen passt und berücksichtigen Sie die Tipps. Allerdings ist die Qualität dieser Kurse sehr unterschiedlich. Falsch investierte Zeit und Geld sind hier ärgerlich. Also Achtung bei der Auswahl. Empfehlenswert und auf dem neuesten Stand sind auf jeden Fall die kostenfreien Eltern-Kurse von meinem Verein Mother Hood e.V.
  7. Rechtliche Sicherheit schaffen: Sicher ist sicher! Überprüfen Sie Ihre Krankenversicherung - welche Leistungen sind in Bezug auf die Geburt abgedeckt. Sollten Sie wechseln? Zur besseren Absicherung hat sich eine Rechtschutzversicherung bewährt. Hoffentlich gibt es keinen Anlass, gegen die Klinik oder wen auch immer vorzugehen, aber wie heißt es so schön "Haben ist besser als Brauchen". (Auch wenn die Kinder älter werden, bleibt diese sinnvoll)
  8. Wählen Sie Ihre Geburtsbegleiter*innen, das geburtshilfliche Team sorgfältig aus: Entscheiden Sie sich für eine Hebamme oder einen Gynäkologen/Gynäkologin, die Ihre Wünsche und Bedenken ernst nimmt und wirklich eine individuelle Betreuung bietet und das so früh wir irgend möglich. Die Menschen müssen zu Ihnen passen – die eine Mutter braucht wissenschaftliche Studien als Grundlage für Entscheidungen, die andere möchte ihr Bauchgefühl mit Affirmationen stärken. Die eine braucht und möchte eine PDA, die andere vertraut auf Veratmung oder lehnt Schmerzmedikation grundsätzlich ab.
  9. Geburtsplan erstellen (vgl. Schritt 6, sicher ist sicher): Erstellen Sie aufgrund ihrer eigenen Bedürfnisse und Ihrem Wissen einen sogenannten "Geburtsplan", der Ihre Präferenzen und persönlichen Wünsche für die Geburt festhält. Dies kann helfen, Ihre individuellen Bedürfnisse zu kommunizieren und sicherzustellen, dass Ihre Vorstellungen respektiert werden. (andere Geburtshilfeaktivisten empfehlen, es auch "Patientenverfügung" zu nennen). Wichtig zu wissen: Geburt lässt sich natürlich nicht planen. Es kommt meist anders und zweitens als man denkt. Dieser "Plan" muss offen sein und wird vor allem geschrieben, um sich klar zu werden, was einem wirklich wichtig ist. (Inviduduelles Beispiel: Sie möchten bspw. kein aktives Anbieten von Schmerzmitteln unter der Wehenarbeit. Halten Sie das im Geburtsplan fest. Vereinbaren sie dann ggf. ein Codewort mit ihrem Partner, falls Sie von ihren ursprünglichen Vorhaben abweichen wollen (z.B. 'Sauerkraut" heißt, doch Schmerzmittel/PDA anbieten). Das gibt Ihnen die Freiheit trotzdem über Schmerzen zu klagen, ohne dass dies bedeutet, sie wollen deswegen Medikamente.) Im Netz finden sich mittlerweile einige Vorlagen für Geburtspläne.
  10. Kommunikation mit dem geburtshilflichen Team - auch unter der Geburt: Sprechen Sie offen mit Ihrem geburtshilflichen Team über Ihre Wünsche und Erwartungen. Klären Sie alle Fragen im Voraus. Kommunikation ist keine Einbahnstraße: Viele Teams leisten sehr gute Arbeit, aber wenn 9 Frauen gern eine PDA wollen, können Sie nicht wissen, dass Sie dies nicht möchten. Darum: Freundlich und klar kommunizieren!
  11. Sehen Sie Ihr Baby und sich als Team! Wenn es der Mutter gut geht und diese gerecht behandelt wird, dass kann das nur gut für Ihr Baby sein. Ein wichtiger Grund für gerechte Geburten einzutreten, ist: Es geht Mutter und Baby damit besser.

 

Alles Gute!

 

Weiterer Lesetipp: Meine geschätzte Mitstreiterin Christina Mundlos hat ebenfalls Tipps zur gewaltfreien Geburt entwickelt

 

Hier ein paar weitere Links zu selbstbestimmten Geburt oder ein Mutmachbeispiel hier auf der Seite: Positiver Geburtsbericht von einer Mutter nach ungerecher Geburt.

 

Stand: 02. Mai 2024

Stand: 02.05.2024

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