Aktionstag gegen Respektlosigkeit und Gewalt im Kontext von Schwangerschaft, Geburtshilfe und Wochenbett – 25. November
Team der Roses Revolution Deutschland – Stand 23.01.2019
Vorbemerkungen:
Die Auswertung der Roses Revolution 2018 hat leider Dringlichkeit unserer wichtigsten Forderung umfangreich bestätigt: #Menschenrechte und #Patientenrechte müssen auch in der Geburtshilfe gewahrt werden. Es braucht sofortige und umfassende (Geburtshilfe-) Reformen (vgl. Bundestagspetition Nr. 76417).
Für den späteren Teil (siehe Auswertung unten) gilt wegen der sachlichen Beschreibung der dokumentierten Gewaltformen eine #Triggerwarnung
Für 2018 ist zunächst zu erwähnen, dass die Aktion "Flügel" bekommen hat: Längst werden uns nicht mehr alle Berichte und Rosenniederlegungen zugesendet, wir können nur dokumentieren, was uns zugeschickt wird und veröffentlichen, wofür wir eine ausdrückliche Einverständniserklärung haben, denn Datenschutz ist uns wichtig und die Veröffentlichungsbedingungen sind u.a. aufgrund der Datenschutzverordnung ohnehin etwas erschwerter.
Die Aktion gegen Respektlosigkeit und Gewalt im Kontext von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett fand am 25.11.2018 zum 6. Mal statt. 175 verschiedene klinische geburtshilfliche Abteilungen wurden in diesem Jahr im Rahmen der Aktion von Betroffenen entweder mit rosafarbenen Rosen bedacht oder in Berichten genannt.
Laut IQTIG Bundesauswertung gab es 2017 718 klinische Geburtshilfeeinrichtungen: Statistisch wurden somit mindestens 24% dieser klinischen Einrichtungen namentlich durch Betroffene genannt. Weitere 66 Berichte/Rosenniederlegungen wurden uns ohne explizite Nennung von Klinik und Ort gemeldet, sie sind dadurch statistisch nicht erfasst.
Außerdem wurden 1 Geburtshaus, 5 Frauenarztpraxen und 1 gynäkologische Operationspraxis, 1 Hebammenschule angeführt.
Postkarten: Bis zum 18.12.2018 gingen 100 Bestellungen mit je zwischen 10 und 150 Karten bei uns ein, somit sind über 5000 Postkarten der Aktion im Umlauf. Weitere 5000 Karten wurden gedruckt und warten auf den Versand.
Im akuten Zeitraum vom 21.11. bis 18.12.2018 gab es auf der Facebook-Seite Roses Revolution Deutschland 392.329 Beitragsinteraktionen also Likes, Kommentare, Teilen der Inhalte. Es gab 1.686 neue Abonnentinnen und Abonnenten, eine Beitragsreichweite von 289.396 und 61.501 Mal wurde die Seite aufgerufen.
Auf Instagram roses.revolution sind 820 neue Follower hinzugekommen (Stand 20.12.18).
Für Deutschland können anhand der Rosenfotos mindestens 350 unterschiedliche Akte von Rosenniederlegungen in 135 unterschiedlichen
klinischen Geburtseinrichtungen identifiziert werden.
187 Rosenfotos wurden von uns veröffentlicht, darin 1 aus der Schweiz, 1 aus Österreich und 1 aus Spanien.
1 Rose an ein Geburtshaus, 6 Rosen an gynäkologische Praxen, 1 Rose im Wasser, 1 Rose im Garten, 3 Rosen zu Hause sowie Rosen von Großeltern.
Außerdem im Album Rosen 2018 veröffentlicht:
• Postkarten an die Kliniken,
• Briefe an die Kliniken
• offizielle Rosenniederlegung am Oranienburger Denkmal
• Worte an ein Geburtshaus
• Brief an einen Kreißsaal und eine Wöchnerinnenstation
• Postkarte an die Hebammen
• Postkarte an die Nachsorgehebamme
• Grundrechte aus dem GG an die Kliniken
• zwei Aushänge für Gesprächsangebote von Kliniken anlässlich des Aktionstages
• virtuelle Rosen
Mindestens fünf weitere Rosenfotos wurden uns zur Ansicht zugesandt, aber nicht für die Veröffentlichung freigegeben.
Darüberhinaus wurden unzählige Fotos privat gepostet (Facebook, Instragram, Twitter etc.) und gingen nicht in die offizielle Zählung mit ein.
Insgesamt wurden 194 Beiträge veröffentlicht.
149 Beiträge sind Geburtsberichte
davon 1 Beitrag als Video, 2 als Blog, 1 im Zusammenhang mit einem Artikel im Focus und 1 in der Zeitung „der freitag“, 1 sachlicher Bericht über die Geburtserfahrung und 1 Poetryslam als Youtube Video im Vorabbeitrag.
Mindestens 14 weitere Geburtsberichte erreichten uns, die nicht für eine Veröffentlichung frei gegeben wurden.
Des Weiteren gab es folgende Beiträge und Berichte:
• 1 Frage „Angst vor Gewalt – wie kann ich mich in der Geburt vor Gewalt schützen?“
• 3 Appelle
• 2 Aufrufe
• 1 Bericht einer Therapeutin
• 1 Fehlgeburtbericht
• 2 Sternenkinderberichte
• 3 Berichte über Gynäkologen
• 1 Bericht über einen Feindiagnostiker
• 1 Frage einer Hebamme, wie sie reagieren kann
• 1 Gedicht
• 1 Gewaltbericht vor der Schwangerschaft in einer gynäkologischen Operationspraxis
• 1 Hebammenschülerinnenbericht
• 1 Impuls „Steine statt Rosen“
• 1 Pflegebericht
• 1 Stationsbericht
• 1 Bericht zur Versorgung der Geburtsverletzungen im Krankenhaus (Geburt fand in einem Geburtshaus statt)
• 3 Berichte zur Neonatologie
• 1 Bericht über die Wochenbettstation
• 2 Wochenbettberichte
• 1 Wunsch an die Frauen
• 11 Rosenniederlegungsberichte und einer davon stellvertretend, da es ein Hausverbot gibt
• 1 Bericht „keine Rosenniederlegung“
• 18 Briefe, davon u.a. an den Chefarzt, an Hebammen, an das Krankenhaus, Mutter der Gebärenden schreibt an das Krankenhaus, eine Ärztin bekommt einen Brief, an die Wochenbettstation, von Hebammen, Rosenbrief, Brief eines Vaters.
• 1 Statement der Rosenmütter Rhein-Main Selbsthilfe – „Eine Rose an die Justiz“
• 1 Stellungnahme von Mother Hood e.V. – „Menschenrechte gelten auch im Kreißsaal – für Mutter und Kind“
• 1 aus der Schweiz
• 2 aus Österreich
Hier eine Auswahl der genannten Gewaltformen von körperlicher, verbaler, psychischer, struktureller und
systemischer Gewalt (Überschneidungen möglich):
körperliche Übergriffe ohne Einwilligung (z.B. Dammschnitt ohne Einwilligung, Sterilisation ohne Einwilligung), Behandlungsfehler (fehlende oder unzureichende Betäubung), Fixierung, Birthrape, Knochenbrüche, Prellungen, Zwang,
Bedrohungen und Beleidigungen, Behandlungsverweigerung, Behandlung gegen den Willen der Gebärenden, Verhöhnen, Ignorieren, Verachten, nicht Ernstnehmen, Anschreien, Missachtung der Intimsphäre (wie z.B. offene Türen), Zwang (wie Liegezwang), Wegschicken, alleine Lassen,
maschinelle Überwachung statt menschlicher Betreuung (CTG statt Mensch), medizinisch unnötige oder fragliche Interventionen, Behandlung /Medikation ohne Aufklärung/Einwilligung (z.B. Schmerzmittel ohne Aufklärung, Muttermundschnitt, Betäubungsmittel ohne Einwilligung) und Behandlungen ohne (ausreichende) Betäubung (z.B. Legen der PDA, Nähen von z.B. Dammschnitt oder -riss, Kaiserschnitt), falsch ausgeführte Behandlung, falsche / nicht wirkende Medikation, Versagen von Hilfsmitteln/ wirkungslose Behandlung, Fehldiagnose (Missed abortion), unerkannte pathologische Verläufe, unterlassene Behandlungen, falsche/fehlerhafte Behandlung (z.B. unsachgemäßes Kristellern).
Die Opfer von Gewalt sind Schwangere, Gebärende, deren Partner_innen, Babys und Familienangehörige/Begleitpersonen wie auch
Klinikangestellte/Kolleg_innen und Auszubildende/Praktikant_innen.
Folgen für die Gebärende sind sowohl physisch, und reichen von blutunterlaufenden Augen bis hin zu Nahtoderfahrungen, Prellungen
Gebärmutterentzündungen u.v.m., wie auch psychisch von Babyblues, über (schwere) Depressionen, PTBS, Phobien bis hin zu Suizidgedanken. Weitere Folgen der Gewalt können familiär (wie die Aufgabe des
Kinderwunsches), ökonomisch (z.B. Berufsunfähigkeit) und sonstige sein (wie z. B. Hausverbot in der Klinik aber auch ärztliche Behandlungen aufgrund von Geburtsschäden). Für das Neugeborene hat die
Respektlosigkeit und Gewalt ebenfalls Folgen. Sie reichen von verhindertem Bonding, Trennung von der Mutter, Schlüsselbeinbruch, verschobenem Kiefer, über fehlende Herzreaktion und Wiederbelebung bis
hin zum Tod (2018 haben wir 4 Fälle dokumentiert, die nach unseren Informationen alle vier von der Staatsanwaltschaft geprüft werden).
Außerdem wurde folgende Diskriminierungsformen dokumentiert: Misogynie (Frauenhass), Altersdiskriminierung, Bodyshaming, Rassismus
Weiterlesen: www.gerechte-geburt.de/home/roses-revolution/wer-berichtet/
Nach wie vor gibt es keine (!) Rückmeldung vom Bundesministerium für Gesundheit oder vom Gesundheitsminister Jens Spahn - weder auf die Roses Revolution noch auf die Bundestagspetition gegen Gewalt in der Geburtshilfe von Januar 2018. Wir sind außerdem der Ansicht, dass das Thema Gewalt im Kontext von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett nicht zuletzt aufgrund der Ratifizierung der Istanbulkonvention (Verpflichtung zur aktiven Bekämpfung jeglicher Gewalt an Frauen) auch in den Zuständigkeitsbereich des Justizministeriums und des Familienministeriums fällt. Über eine Stellungnahme der betreffenden Ministerien freuen wir uns.
#rosrev
Viele Betroffene berichteten davon, dass es sie oftmals große Überwindung gekostet hat, das Schweigen zu brechen. Nicht wenige ließen uns wissen, dass sie es noch immer nicht konnten. Insgesamt erreichte uns häufig die Aussage, dass die Aktion und das #Schweigenbrechen als heilsam und als ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Verarbeitung der ihnen angetanen Respektlosigkeit und Gewalt wahrgenommen wird. Leider fehlt es deutschlandweit an ausreichender, qualitativer und schneller Hilfe für Betroffene. Hier fordern wir dringend weiterhin Prävention und niederschwellige Hilfeangebote (vgl. Petition).
Unterstützung ist möglich, indem z.B. Infomaterial geteilt, ausgedruckt und verbreitet wird (http://www.gerechte-geburt.de/home/roses-revolution/2018-flyer/) oder mit einer Spende, wodurch wir den Druck und Versand von Postkarten und weiterem Infomaterial finanzieren können https://www.mother-hood.de/roses-revolution.html
Vielen herzlichen Dank sagt das Team der Roses Revolution Deutschland
· www.gerechte-geburt.de/rosrev
· www.gerechte-geburt.de/home/roses-revolution/
· www.facebook.com/RosesRevolutionDeutschland/
· www.gerechte-geburt.de/home/roses-revolution/pressemitteilung/
"Wir danken allen mutigen Menschen, die durch ihre Berichte✍️, Rosenniederlegungen? und ihre Anteilnahme dabei helfen, das Schweigen zu brechen und das Thema "Respektlosigkeit und Gewalt im Kontext von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett" mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen."
Stand 23.01.2019