Initiative für eine gerechte Geburtshilfe in Deutschland - Information, Austausch, Diskussion.
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Von wegen "Aktionsplan" - wie das Bundesministerium für Gesundheit nach Jahren der Ausarbeitung eine Zusammenfassung als "Aktionsplan" verkaufen will

Kommentar zum sogenannten 'Aktionsplan "Gesundheit rund um die Geburt"'  vom Bundesministerium für Gesundheit, Juli 2024 

Mascha Grieschat - 16.07.2024

 

Was sich bereits vermuten ließ, ist nun eingetroffen.  Der groß angekündigte Masterplan zur Umsetzung des Gesundheitsziels Rund um die Geburt ist eine Nullnummer. Die Roses Revolution Deutschland prangert es seit Jahren an: Gewalt in der Geburtshilfe muss beendet und aktiv bekämpft werden - die Arbeitssituation in Kliniken muss konkret verbessert werden. Die Liste an Maßnahmen und Forderungen ist lang (siehe Hebammenverband, Mother Hood e.V., Greenbirth e.V. , AKF e.V. etc.) Es braucht verbesserte tatsächlich wohnortnahe Angebote für Geburtshilfe, keine wöchentlichen Kreißsaalschließungen und Berichte über traumatisierte Mütter, wie derzeit wieder völlig normal. Der Ist-Zustand ist für viele gravierend schlecht und wird noch schlechter (vgl. Kleine Anfrage DIE LINKE: Schließung von Geburtenstationen und Personalsituation in der Geburtshilfe 2023). Dieser Situation wird der Aktionsplan nicht gerecht.
 
Zunächst ein Blick zurück: 2017 hatte sich das BMG unter Gesundheitsminister H. Gröhe bereis für das die Erstellung des Gesundheitsziels „Gesundheit rund um die Geburt“ auf die Schulter geklopft. Dabei handelt es sich kritisch betrachtet im Grunde lediglich um ein durch den Kooperationsverbund gesundheitsziele.de im Konsensverfahren und unter Beteiligung des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) verabschiedetes Papier, das eine Vielzahl von Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheit rund um die Geburt zusammenträgt, welche die beteiligten Akteure dann aber jeweils in eigener Verantwortung umsetzen sollen (vgl. www.gesundheitsziele.de und Aktionsplan S.4). D.h. so gut und ehrbar die formulierten Ziele sind - und so dankbar man für die Erstellung dafür sein kann: Es gibt keinerlei Verbindlichkeiten, keine Überprüfung und daher war seitens Betroffener die Erwartungshaltung auch keine große, dass sich dadurch etwas wirklich verbessern würde. Zynisch gesagt: Weltfrieden in einem Papier festzuhalten, würde ihn noch nicht herbeiführen. Leider. Nicht erst die Corona-Pandemie hat mit Brennglas dann gezeigt: Die Geburtshilfe steckt in der Krise und es braucht Konkretes, um diese zu beenden.
 
Im Koalitionsvertrag der Ampelregierung wollte man dann 2021, da die freiwillige und eigenverantwortliche Umsetzung der wahrlich sehr vorbildlichen Ziele dieses Geburtshilfe-Papiers wie befürchtet nicht so recht klappen wollte, zur konkreten Realisierung einen "Aktionsplan" erarbeiten:
 
"Wir setzen das Nationale Gesundheitsziel „Gesundheit rund um die Geburt“ mit einem Aktionsplan um. Wir evaluieren mögliche Fehlanreize rund um Spontangeburten und Kaiserschnitte und führen einen Personalschlüssel für eine 1:1-Betreuung durch Hebammen während wesentlicher Phasen der Geburt ein. Wir stärken den Ausbau hebammengeleiteter Kreißsäle und schaffen die Möglichkeit und Vergütung zur ambulanten, aufsuchenden Geburtsvor- und -nachsorge für angestellte Hebammen an Kliniken." (Koalitionsvertrag der Ampelregierung 2021)
 
Nur ist dieser sogenannte und jetzt im Juli veröffentlichte Aktionsplan ein schlechter Witz. Es gibt Aufzählungen von Tätigkeiten von Akteuren aus der Geburtshilfe, Leitlinienerarbeitungen,Hebammenausbildung etc. aber es fehlt nahezu völlig an konkreten Maßnahmen (abgesehen von vielleicht der Förderung von 0,5 Stellen je 500 Geburten. Alles, was einen echten Plan ausmacht, gibt es nicht: Es gibt keinerlei Fristen, keinerlei genauere Benennungen, es ist ein weitgehend wohlklingendes Wischi-Waschi. So heißt es im 22-Seitigen Papier: "Aufgrund der hohen Zahl an Interventionen in der Geburtshilfe in Deutschland soll aber geprüft werden, ob hierfür gegebenenfalls auch Fehlanreize verantwortlich sind und wie diesen entgegengewirkt werden kann." (Wie, wann, bis wann? bleibt völlig unklar - später noch mehr dazu) oder es wird absurderweise festgestellt, dass es keine genaue Datenlage zur Hebammenversorgung gibt. Die zahlreichen Gutachten könnten keinen Aufschluss liefern. Nun sollen die Hebammen noch einmal anders gezählt werden.
 
Weiter heißt es: "Der Koalitionsvertrag sieht die Einführung eines Personalschlüssels für eine 1:1-Betreuung durch Hebammen während wesentlicher Phasen der Geburt vor. Nach Abschluss der Evaluation des Hebammenstellen-Förderprogramms soll geprüft werden, ob eine Verbesserung des Stellenschlüssels erreicht werden konnte und welche weiteren Maßnahmen gegebenenfalls notwendig sind."  (Ein Blick in die Glaskugel könnte helfen: Nein, eine 1:1-Betreuung wird dadurch nicht erreicht worden sein - ein Gespräch mit dem Hebammenverband hätte hierfür ausgereicht, um das zu erfahren oder man hätte breits in die Stellungnahme zum Entwurf des Aktionsplans geschaut (dieser ist, nebenbei bemerkt, besser als der eigentliche Aktionsplan und durch Meilensteine wesentlich strukturierter): 07.09.2023 Stellungnahme DHV Gesundheit rund um die Geburt (hebammenverband.de)
 
Am Ende werden im Aktionsplan noch Nebenschauplätze und weitere wohlklingende Wichtigkeiten erwähnt: wie "Bewegung" im Kontext von Schwangerschaft und Geburt. Alles wichtig und richtig. Aber wie wird dadurch verhindert, dass Frauen und Familien keine Hebammen zur Betreuung nach der Geburt haben? Wie wird verhindert, dass die Anfahrtswege immer weiter und der Personalschlüssel immer schlechter werden? Wie wird verhindert, dass die gültigen Leitlinien oftmals eben nicht umgesetzt werden?
 
Wie lächerlich dieser Aktionsplan in Teilen ist, zeichnete sich bereits in der Antwort auf die oben erwähnte Anfrage zu den Schließungen von Geburtenstationen und der Personalsituation in der Geburtshilfe (2023) an: Da äußerte die Bundesregierung auf eine Frage hinsichtlich der zukünftigen Koordinierung: "Da die Umsetzung der Maßnahmen im Rahmen der üblichen ressortübergreifenden Zusammenarbeit möglich ist, bedarf es keiner solchen Koordinierungsstelle." So eine haarsträubende Antwort ist nur möglich, da es im Grunde kaum Maßnahmen gibt, die koordiniert werden müssen! Es wird im "Aktionsplan" zusammengefasst, was Fachgesellschaften leisten oder wie die Hebammenausbildung sich weiterentwickelt hat. Alles weitgehend ohne Zutun der Bundesregierung, außer vielleicht Bezuschussung. Es ist unmöglich, ein derart großes und wichtiges Vorhaben OHNE JEDE KOORDINIERUNG - und wenn man ehrlich ist auch ohne jeden Plan - umzusetzen. (Wie auch der Hebammenverband bereits 2023 feststellte) Einer Koordinierungsstelle wäre vermutlich auch aufgefallen, dass die Pläne nicht weiterkommen oder man sich im Kreis dreht. Der Aktionsplan tritt einfach auf der Stelle: Da beispielsweise bereits im Koalitionsvertrag 2021 festgehalten wurde, dass mögliche Fehlanreize rund um Spontangeburten und Kaiserschnitte evaluiert werden sollen, ist es jetzt schlicht eine Frechheit, dass nun im sogenannten Aktionsplan 2024 als weitere Maßnahme zur Qualität der Betreuung nun genau das benannt wird:  "Aufgrund der hohen Zahl an Interventionen in der Geburtshilfe in Deutschland soll [...] geprüft werden, ob hierfür gegebenenfalls auch Fehlanreize verantwortlich sind und wie diesen entgegengewirkt werden kann." Wen will man hier eigentlich veräppeln? Im Vertrag wird eine Evaluation der Fehlanreize festgehalten und 3 Jahre später, stellt man fest, man sollte die Fehlanreize prüfen und OB (nicht wie! OB!) diesen entgegengewirkt werden kann? Was wurde in den 3 Jahren gemacht? Durch diese Fehlanreize werden 
1.) Weniger Kinder geboren - da Frauen nach negativem Geburtserlebnis weniger Kinder bekommen. 
2.) Frauen und Familien unnötig traumatisiert und unnötigen Risiken ausgesetzt. 
 
2018 gab es die Bundestagspetition für eine Geburtshilfereform. Und das ist nach wie vor das, was es braucht. Eine richtige Reform, deren Schritte aktiv koordiniert werden. Es braucht weniger eine reine Beobachtungsinstanz, die alles mehr oder weniger sich selbst überlässt und ab und zu Gespräche führt. Wenn man beispielsweise den Abschnitt zur Arzneimitteltherapiesicherheit rund um die Geburt liest, weiß man kaum, ob man lachen oder weinen soll:
 
"Der leitliniengerechte und bestimmungsgemäße Gebrauch von Arzneimitteln im Rahmen der Geburtseinleitung sollte sichergestellt sein. Auch hier können Qualitätsverträge zwischen Krankenhäusern und Krankenkasssen zu einer Verbesserung beitragen."
 
Abgesehen von der Unterstützung von embryotox.de ist das ist alles (!), was der Aktionsplan zu Medikamentengabe zu bieten hat. Man stelle das allein in den Kontext des Cytotec-Skandals (problematischer Off-Label-Einsatz eines wehenfördernden Mittels mit teil schwerwiegenden Nebenwirkungen) der letzten Jahre. Als ob die Existenz einer Leitlinie deren korrekte Umsetzung "sicherstellen" würde. 
 
Zusammenfassend lässt sich sagen: Es gibt einen Aktionsplan ohne Koordinierung und ohne Aktionen und ohne konkreten Plan, dafür mit Zusammenfassungen und unkonkreten vagen Vorhaben. Vor dem Hintergrund der Qualität des Gesundheitsziels Rund um die Geburt von 2017 ist dieser sogenannte "Aktionsplan" eine wirkliche Enttäuschung und wird - allein aufgrund fehlender Inhalte - kaum eine Verbesserung in der Geburtshilfe bewirken können. Unterm Strich ein folgenschwerer Ettiketenschwindel. 

"Politik der Geburt" - erfolgreicher Workshop und Treffen von Geburtsexpertinnen in Gießen

Kommentar zu "Politik der Geburt" - Workshop in Gießen am 21.10.2016

Mascha Grieschat - 23.10.2016

 

Zurück vom Workshop "Politik der Geburt" an der Uni-Gießen bin ich hoch erfreut: Geburtsexpertinnen aus unterschiedlichsten Fachbereichen diskutierten und informierten über das Thema "Gebären und Geburt" im Kontext von u.a. Gender Studies, Politik und Recht.
 
Ein wichtiger Schritt für eine gerechtere Geburtshilfe in Deutschland ist getan. Alle sind sich sicher: Das wird ein Wiedersehen geben!
 
Unter dem Link zur erfolgreichen Veranstaltung vergangenen Freitag, den 21.10.2016 - findet sich auch eine Weiterleitung zum "vollen" Programminhalt (10 Vorträge mit vier verschiedenen Moderatorinnen). Auch die Roses Revolution Deutschland, das "Netzwerk der Elterninitiativen für Geburtskultur" und Mother Hood e.V. wurden vorgestellt. Gewalt in der Geburtshilfe war ebenso Thema wie beispielsweise die Arbeitssituation in Kliniken. Viele Forderungen nach z.B. einem verbesserten tatsächlich wohnortnahen Angebot für Geburtshilfe, welches sich durch Beziehung zur Gebärenden auszeichnet, wurden laut. Hebammenverbandsvertreterinnen waren im kleinen Kreis mit Elternvertreterinnen und renommierten Wissenschaftlerinnen und Gynäkologinnen in der Diskussion.
 
 
Hier ein kleiner Einblick in die Inhalte: Im Vortrag von Silja Samerski blieb ich an der Beschreibung, welcher zu der "entmündigenden Selbstbestimmung" von Frauen unter der Geburt und in der Schwangerschaft führt, hängen. Dieser Fakt ist eigentlich bekannt:  die Frau entscheidet zwar offiziell selbst, tut es im Grunde aber doch nicht. Sie wird mit Daten (Statistiken, Risiken etc.) 'gefüttert' und sollen am Ende ihre 'perfekte' Entscheidung gleich eines Computers 'errechnen'. Die tatsächlichen persönlichen Bedürfnisse geraten da schnell in den Hintergrund. Die Forscherin gab einem die Worte, die unhaltbare Situation von "Nicht-echter-Selbstbestimmung" im Kreißsaal zu benennen und beschreibt sie mit der "programmierten Entscheidung". Diese Entscheidung ist eben nicht mehr frei. Die Frau wird letztlich entmündigt. Für fast alle ist deutlich, dass Handlungsbedarf besteht.
 
Als letztes gilt der Dank an die Idee für diesen wichtigen Workshop sowie die hervorragende Organisation von Dr. Tina Jung!
 

"Nein heißt Nein" - für Wahrung der Rechte im Kreißsaal

Kommentar zu Einigung im Sexualstrafrecht: Nein heißt nein

GG - 25.06.2016

Es gibt auch andere Bereiche im Leben einer Frau, in denen ein "NEIN" nicht als solches akzeptiert wird. Ein Blick in die Geburtshilfe zeigt auf, dass ein "NEIN" (auch schriftlich) vor einer Intervention wie Dammschnitt oder Kaiserschnitt im Kreißsaal viel zu oft nichts zählt. Diese operativen Eingriffe werden routinemäßig auch gegen den (ausdrücklichen) Willen der Frau durchgeführt. (‪#‎rosrev‬)

Andere - wenige - Frauen berichten davon, dass sie eine vaginale Geburt für sich... nicht wollen und einen Kaiserschnitt bevorzugen und auch ihr "NEIN" nicht einfach akzeptiert würde. 'Man' glaubt, im Sinne der Frau zu entscheiden - für sie. Der interessante Schnittpunkt zum Sexualstrafrecht mit der Gewalt in der Geburtshilfe: Die Frau trifft eine Entscheidung für sich, für ihren Körper (für ihr Baby) und diese lautet: "NEIN" (egal ob gegen Dammschnitt, Kaiserschnitt, Vaginalgeburt, PDA oder - ). Doch berücksichtigt wird dieser Wille nicht. Da wird überredet, gedroht ("wollen Sie, dass ihr Kind stirbt?") oder eben doch einfach gemacht. Verletzungen bleiben zumeist straffrei. Es wäre wünschenswert, das Recht auf Unversehrtheit mit allen Mitteln zu schützen. Und da die Geburt letztlich zu den sexuellen Erfahrungen im Leben einer Frau gehört, sollte das Sexualstrafrecht (wenn das Patientenrecht dies offensichtlich nicht ausreichend abdeckt) die Rechte der Frau auf Unversehrtheit und in Bezug auf die Geburtshilfe auch auf die bestmögliche Behandlung in Zukunft besser berücksichtigen. Leider gibt es eben nicht ohne Grund im Amerikanischen den Begriff "Birth Rape" - von detaillierten Beschreibungen solcher gewalttätigen (psychisch und/oder physisch) Geburtshilfe - sehe ich an dieser Stelle ab. (Hier findet sich eine Definition von Gewalt in der Geburtshilfe) Bei Interesse kann man auch Beispiele nachlesen in "Gewalt unter der Geburt" (Mundlos, Tectum-Verlag 2015) Und es gibt auch online eine Vielzahl von Betroffenen, welche ihre traumatisierenden Geburtsgeschichten - ca. 99% (unbestraft) - auf der "Roses Revolution Deutschland"-Facebook-Seite teilen, am ‪#‎Nov25‬ kommen wieder neue hinzu.... ‪#‎NeinheißtNein‬

Ein Herz für GUTE Hebammen

Kommentar zur HOMMAGE AN DIE HEBAMMEN -

"Diese Bilder sind eine Hommage an die Hebammen!" - Brigitte Mom MAi 2015. Ein Fotoprojekt, initiiert von 16 Frauen, würdigt Hebammen an ihrem Arbeitsplatz. Der Artikel macht auf die aktuelle Petition aufmerksam.

Leider bleibt eine Hommage an die Hebammen - so oft es gute Hebammenhilfe gibt - in der Realität für viele nur Wunschdenken. Es ist wichtig, dass auch Frauen/Familien die Petitionen unterschreiben und sich für bessere Geburtskultur einsetzten, wenn sie keine gute Hebammenhilfe erhielten, weil z.B. die Klinik zu voll war, die Hebamme überarbeitet oder fachlich schlecht ausgebildet. Für was sollen diese sich bedanken: für CTG-Überwachung und Infusionskontrolle? Oder den fiesen Spruch: "Na, das geht ja gar nicht voran bei Ihnen. Sie müssen sich auch anstrengen. Ich geb Ihnen jetzt mal was." – oder für die Intervention ohne Aufklärung und Zustimmung?

 

Allein der Satz des Brigitte-Artikels: "Die Geburt eines eigenen Kindes ist ein umwerfendes Erlebnis." – ist an Zynismus kaum zu überbieten: Denn viele Mütter haut es um - und zwar für Jahre in die Wochenbettdepression oder posttraumatische Belastungsstörung. "Danke für gar nichts!" würden diese sagen und sich fragen, warum sie eine "Rettet die Hebammen"-Petition unterschreiben sollen. Doch wenn nicht jetzt, wann dann soll die Geburtskultur wieder in die richtigen Bahnen gelenkt werden und den Bedürfnissen von Familien, Müttern und ihren Babys gerecht werden?

 

Ca. 10% aller Mütter sind nach Geburten traumatisiert (#rosrev). Auch wenn dies oft systemisch begründet ist, sind Hebammen daran nicht unbeteiligt. Denn sie sind es letztlich, die viel zu oft - unbewusst oder bewusst - vielleicht durch Routine oder Zeitmangel psychische, physische oder verbale Gewalt ausüben. Dies geschieht nicht allein durch Ärzte und erst recht nicht allein durch schicksalshafte schwere Geburten. Denn gut betreut, kann auch eine komplikationsreiche Geburt ein positives Erlebnis werden. Allein den kompetenten Hebammen, die dies ermöglichen, gilt uneingeschränkter Dank, und nicht "den anderen", die routinemäßig in gesunde Geburtsprozesse eingreifen und Frauen auf ekelhafte Weise traumatisieren – denn ja, die gibt es auch. Die Geburtsgeschichten (Facebook-Gruppe) sind haarsträubend und nur ein Einblick in die unromantische Kreißsaalrealität. Hebammen, die diese Geburten "betreuten", gebührt zwischen einer ernsten und nachdrücklichen Rückmeldung und einem Berufsverbot alles andere als "DANK". Wie kann man hier die Qualität sichern, ist die Frage?

 

Gerne würde ich den Brigitte-Mom-Text korrigieren, da er im Original leider nicht den Tatsachen entspricht.

 

'[Die Geburt eines eigenen Kindes SOLLTE ein umwerfendes, EIN POSITIVES UND KRAFTBRINGENDES Erlebnis SEIN. Gut, WENN Hebammen einem dabei Halt geben KÖNNEN. ... Hebammen SOLLTEN qualifizierte Profis SEIN, die bei einer Geburt viel mehr als nur den medizinischen Aspekt im Auge HABEN sowie Geduld und Liebe MITBRINGEN (KÖNNEN). ...
Hebammen SOLLTEN zu den aufrichtigsten und gebenden Menschen auf der Erde GEHÖREN. Sie SOLLTEN nicht nur mit ihren ZU BETREUUENDEN MÜTTERN [nicht Patientinnen!], sondern mit der ganzen Familie INTERAGIEREN. Sie SOLLTEN sich die Zeit NEHMEN (KÖNNEN), um mit den Frauen über ihre Geburtswünsche zu sprechen, sie ERMUTIGEN, ihrem Körper zu vertrauen, SOLLTEN Ängste und Sorgen VERTREIBEN und vor, während und nach der Geburt Bestätigung und Unterstützung GEBEN (KÖNNEN).]'

 

Der Dank gilt also allen KOMPETENTEN Hebammen, die Müttern, Babys, Familien eine solch individuelle und menschenwürdige Geburtsbetreuung ermöglichen, vor allem aber den Hebammen, die es sich mehr und mehr zur Aufgabe gemacht haben, traumatisierten Frauen wieder Halt zu geben, ihnen auf dem Heilungsweg zu helfen oder vielleicht zu weiteren Kindern zu ermutigen. Euch gilt diese Hommage von ganzem Herzen!

 

Damit gerechte Geburtshilfe in Zukunft für alle möglich ist, sind die aktuelle Petition bei www.change.org/elternprotest sowie die Forderung für eine 1:1-Betreuung nach wie vor sehr wichtig!

Gerechte Geburt, 11. Mai 2015

 

 

Stand: 11.11.2024

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