Mehr als jedes dritte Kind in Deutschland kommt per Kaiserschnitt zur Welt, obwohl die WHO eine Kaiserschnittrate von über 15% für medizinisch nicht indiziert hält (vgl. WHO Heath report 2010 oder WHO Statement on Caesarean Section Rates 2015).
"In einigen Kreisen ist der Eingriff dreimal häufiger als in anderen"
Je nach Bundesland oder Region variiert die Sektiorate unverhältnismäßig stark: von unter 17% (Dresden) bis über 50% (Landau)[1].
Dabei sind die wenigsten Indikationen für einen Kaiserschitt wirklich absolut (nur ca. 2%) - die meisten sind relative Indikationen. Die Interpretation von CTG ("Herztöne sind schlecht", Geburtsdauer ("Geburtsstillstand") oder angeblichem Missverhältniss ("Kind ist zu groß, passt nicht durchs Becken.") liegt in der Hand der Geburtshelfer. Somit sind Indikationen für eine Sektio häufig "subjektiv":
"[E]s gibt einen klinischen Ermessensspielraum." (C. Schwarz, Mabuse 123, Jan./Feb. 2015)
Doch nur weniger als 2% der getätigten sectio cesarae entfallen auf den sogenannten "Wunschkaiserschnitt" (vgl. Kolip-Studie 2012). Ein häufiger Grund für diesen Wunsch ist "Angst" - aufgrund von fehlender Aufklärung durch Hebammen, vgl. Studie Healthcare Netzwerk 2014.
Der weitüberwiegende Teil der Frauen will ihr Kind natürlich, vaginal zur Welt bringen. Um dies zu erreichen und einen ungewollten Kaiserschnitt zu vermeiden, sollte man 'eigene' Vorkehrungen treffen: zum Beispiel für gute intensive 1:1-Betreuung unter der Geburt sorgen, sich die Klinik sehr sorgsam aussuchen, sich über einen Kaiserschnitt, mögliche Interventionen vor Wehenbeginn aufklären lassen.
2019 wurde für den Elternverein Mother Hood e.V. erstmals eine öffentliche "Kaiserschnitt-Karte" (mit google/maps) erstellt, darauf lassen sich die Kaiserschnittraten aller Geburtskliniken in Deutschland einsehen. (Erklärung zur Bedienung der Karte gibt es hier.)
In "Zu hohe Kaiserschnittrate aufgrund mangelnder Aufklärung" (Kowalski 2014) heißt es:
"Die Wahrscheinlichkeit für einen Kaiserschnitt stieg signifikant um 60 Prozent, wenn die Begleitung während der Schwangerschaft allein oder überwiegend durch einen Arzt erfolgte. Außerdem lag sie um 85 Prozent höher, wenn es sich um Erstgeburten handelte. Dem gegenüber hatten Risikoschwangerschaften und Verlaufsrisiken kaum Einfluss auf die Kaiserschnittrate."
Wahrscheinlichkeit für eine Sektio steigt außerdem bei:
Warum den Risiken einer großen Bauchoperation aussetzen, fragt die Autorin Antje Kunstmann: "Sowohl für die Mutter als auch das Kind steigt die Wahrscheinlichkeit, die Geburt nicht zu überleben, um das Drei- beziehungsweise Zweifache (und dabei sind Risikoschwangerschaften nicht mit eingerechnet)." und sie gibt zu bedenken: "Aus rein ökonomischen Gründen ist ein Kaiserschnitt für ein Krankenhaus nämlich durchaus wünschenswert: Die Krankenkassen zahlen dafür deutlich mehr als für eine natürliche Geburt." (Kunstmann 2008).
Artikel
Leitlinien
Literatur und Studien
Studie zum Thema Kaiserschnitt: Petra Kolip, Bertelsmann Stiftung 2012
Studie zum Thema Kaiserschnittrate: TÜV Rheinland, Healthcare Netzwerk, Nov. 2014
Themenspezifische Seiten
Bauchgeburt.de (deutsch)
Bring Birth Back (englisch)
Faktencheck Kaiserschnitt (deutsch)
Geburt nach Kaiserschnitt (deutsch)
"Kaiserschnitt-Karte" (Google/maps)
WHO
[Enthält u.a. die Empfehlung einer Kaiserschnittrate zwischen 10-15%]
Blogs
"Hebammenpolitik 27-12-2014" - Hebammenpolitik, 27.12.2014.
"Der Kaiserschnitt - Meine Traumgeburt" - meine traumgeburt, 25.11.2015.
"Das Kind muss raus! Notkaiserschnitt" - Geburt nach Kaiserschnitt, 13.10.2017.
Häufige Indikation für einen primärer Kaiserschnitt ist ein "zu schweres, zu großes Baby". Diese stellt sich nicht nur oft als "falsch-positiv" heraus, weil es Messfehler gab, sondern den Frauen wird durch die folgenreiche Empfehlung der Ärzte auch ihre natürliche Gebärfähigkeit abgesprochen, dabei können sie selbst größte Kinder vaginal zur Welt bringen. St. Joseph's Women's delivers biggest baby ever, 14.1 pounds - action news 6.2.2015.