KURZ-STELLUNGNAHME
Initiative für gerechte Geburtshilfe |15.07.2025
Der Hebammenhilfevertrag, der die Vergütung von Hebammenhilfe regeln und verbessern sollte, wird aktuell heiß diskutiert und kritisiert – besonders im Hinblick auf die neue Version, die ab dem 1. November 2025 in Kraft treten wird. Der Deutsche Hebammenverband hat am 14.07.2025 bereits Klage geingereicht (DHV 2025).
Finanzielle Schlechterstellung der Beleghebammen: Der Deutsche Hebammenverband (DHV) warnt, dass Beleghebammen künftig bis zu 35 % weniger Vergütung erhalten könnten. [1]
Einschränkungen bei der Abrechnung: Leistungen für mehrere gleichzeitig betreute Frauen werden nur teilweise vergütet – trotz gleicher Verantwortung. [1]
Unzureichende Anpassung an die Grundlohnentwicklung: Der festgelegte Stundensatz von 74,28 € bleibt bis Ende 2027 bestehen, obwohl eine Deckungslücke von 12,4 % besteht. [1]
Gefährdung der Versorgungssicherheit: In Regionen wie Bayern, wo Beleghebammen bis zu 80 % der Geburten begleiten, droht ein gravierender Versorgungsengpass. [1]
Bspw. die AOK nennt einige positive Aspekte:
Zeitbasierte Vergütung: Statt Pauschalen wird künftig minutengenau abgerechnet – das kann längere Betreuungen besser honorieren. [4]
Erhöhung einzelner Positionen: Wegegeld und andere Leistungen wurden leicht angehoben. [4]
Mehr Transparenz und Dokumentation: Der Vertrag enthält neue Qualitätsvereinbarungen und technische Standards. [4]
Allerdings liest sich dort auch: "Für die aktive Hilfeleistung der ersten Frau wird die volle Vergütung abgerechnet, während für die zweite Frau (ggf. Dritte für maximal eine Stunde), die gleichzeitig überwacht wird, eine zusätzliche Überwachungsleistung abgerechnet werden kann. " (ebd.) Derlei Vorgehen ist absolut absurd. Nicht nur, dass Frauen und Familien unter dieser massiven Unterversorgung leiden (parallel die dritte oder vierte "betreute" Frau zu sein), nein. Jetzt soll auch noch die Bezahlung dafür massiv eingeschränkt werden.
Unterm Strich sind diese geplanten Maßnahmen zur scheinbaren Verbesserung der Vergütung von Hebammen eine Bedrohung für qualitativ gute Geburtshilfe. Es wird dazu führen, dass Hebammen ihren Beruf aufgeben, auch wenn es oberflächlich so scheinen mag, dass bspw. die außerklinische Geburtshilfe "besser" vergütet würde als vorher.
Im Video von Hebamme Valentina Grimm aus Nürnberg ist gut zusammengefasst, welche Problematiken die neue Regelung mit sich bringt: Video "Hebammenhilfevertrag"
Gerechte Geburt fordert: Es muss im Sinne von Frauen und Familien nachgebessert werden! Hebammen brauchen transparente und faire Vergütung - kein Feigenblatt.